Die Buchwoche: Herrschaft der Roboter

Dieser Beitrag enthält eine Rezension (Rezensionsexemplar erhalten) und Links Mehr dazu hier.

Es gibt Themenbereiche, die immer wieder aufs neue aktuell werden. Künstliche Intelligenz gehört z.B. dazu. Eines schönen Tages hat man das Gefühl, nun endlich alles zu diesem Thema zu wissen – und plötzlich passiert irgendwo ein neuer Durchbruch und schon sind unsere Vorstellungen und Thesen dazu auf den Kopf gestellt.

Eine weitere Thematik ist die Robotik. Obwohl ich dazu vor einigen Jahren zahlreiche Bücher verschlungen habe, war ich neugierig: Was hat sich wohl in letzter Zeit verändert? Das Buch „Herrschaft der Roboter“ von Martin Ford kam mir daher gerade recht.

Der Inhalt

Wenn man sich die Robotik anschaut, ist die künstliche Intelligenz immer auch nur einen Schritt entfernt. Roboter ohne KI existieren schliesslich schon seit Jahren – und helfen uns in zahlreichen Alltagssituationen. Was uns jedoch fasziniert (oder verstört), sind diese menschenähnlichen Gestalten, welche plötzlich auch noch selber denken können – willkommen in der Fusion von Robotik und KI.

Werden diese Jobs zunehmend als entmenschlichend oder gar gefährlich wahrgenommen und Arbeitskräfte immer stärker an ihre physischen und psychischen Grenzen gebracht, so ist meines Erachtens die logische Folge, dass sie eliminiert werden, sobald die technischen Möglichkeiten dafür gegeben sind.

Aus „Herrschaft der Roboter“

Keine Sorge, falls Du Dich in dieser Thematik noch gar nicht auskennst. Der Autor führt Dich erst einmal in die Grundlagen ein – was ist eigentlich KI? Wie entwickelt sich diese mittels Deep Learning? Und wird KI bald so wichtig sein, wie der Strom?

Auf den zweiten Blick offenbart sich jedoch, dass die Beschleunigung zwar durchaus real ist, sich der aussergewöhnliche Fortschritt aber fast ausschliesslich auf die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnik beschränkt. Das exponentielle Narrativ wurde bereits für das Moore’sche Gesetz und die immer leistungsfähigere Software strapaziert, die es ermöglicht. Ausserhalb dieses Sektors – in der Welt, die her aus Atomen als aus Bits besteht – liest sich die Geschichte der letzten rund 50 Jahre ganz anders.

Aus „Herrschaft der Roboter“

Natürlich wiederholt er dabei einerseits bereits bekannte Tatsachen. Gleichzeitig hat mir bei der Lektüre aber besonders gut gefallen, dass er die Situation sehr realistisch einschätzt. So ist die Vorstellung eines Roboters, der uns am Feierabend ein Bier aus dem Kühlschrank reicht, zwar sehr verlockend, aber aufgrund zahlreicher Probleme (wie entwickelt er genügend Kraft, um die Tür zu öffnen? Wie erkennt er die unterschiedlichen Bier- und Kühlschrankmodelle? Wie findet er das Bier, wenn es hinter Tupperware mit Pizzaresten versteckt ist) nicht realistisch. Andererseits wird KI in gewissen Bereichen, wie z.B. in den Lagerhallen von Amazon bereits sehr erfolgreich eingesetzt und sorgt erst dafür, dass wir die unglaublich kurzen Lieferzeiten geniessen können.

Ist es moralisch akzeptabel, einer Maschine die Möglichkeit zu geben, einem Menschen eigenständig das Leben zu nehmen – selbst wenn das den Wirkungsgrad verbessern und dadurch die Gefahr von Kollateralschäden für Unbeteiligte verringern könnte?

Aus „Herrschaft der Roboter“

Die Befürchtung, Maschinen könnten Menschen eines Tages aus der Arbeitswelt verdrängen und für langfristige strukturelle Arbeitslosigkeit sorgen, ist schon sehr alt. Sie geht mindestens zurück bis auf die Maschinenstürmer im englischen Nottingham vor über 200 Jahren.

Aus „Herrschaft der Roboter“

Natürlich zeigt er auch zahlreiche Risiken auf – von dem KI-Überwachungsstaat, der in China bereits erschreckende Realität ist, über die moralischen Fragen, welche die KI-Kriegsführung aufwirft bis hin zu der Angst, die viele Menschen umtreibt: Werden sie plötzlich von einem Roboter ersetzt?

Auch hier fand ich die Analysen sehr prägnant – realistisch aber gleichzeitig doch nicht zu depressiv.

Man könnte auch sagen, „ergreifen Sie keine langweiligen Berufe.“ Kommen Sie zur Arbeit und stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen, haben Sie vermutlich gute Aussichten, zumindest für absehbare Zeit der Technologie voraus zu sein.

Aus „Herrschaft der Roboter“

Alles in allem hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen – und ich kann es Dir wärmstens empfehlen, wenn Du Dich für diese Thematik interessierst. Grundsätzlich bin ich ja sowieso der Überzeugung, dass es besser ist, sich über KI etc. zu informieren, als ausschliesslich angstmachende Schlagzeilen zu lesen und sich aufgrund dessen eine Meinung zu bilden.

Dieser Artikel erschien auf www.eigenerweg.com / Vielen Dank an den PLASSEN Verlag für das Rezensionsexemplar. Fotos von mir selbst.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Allgemein