Ironman Portugal 2023: Radstrecke

Die 180 Kilometer lange Ironman Portugal Radstrecke war ein faszinierender Abschnitt der Kontraste. Über malerische Straßen, durch Höhenzüge mit atemberaubenden Aussichten auf die raue Atlantikküste, entlang der Estoril Formel-1 Rennstrecke, vorbei an Wahrzeichen des Landes und durch kleine Stadtviertel bot die zweite Disziplin dieser Langdistanz wirkliche Vielfalt an Eindrücken.

In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf die beeindruckende Ironman Portugal Radstrecke, auf der sich zeitweise fast 4000 Triathleten und die Profis befanden. 

Erfahre, mit welchen Herausforderungen wir Athleten kämpften und welche Passsagen besonders viel Freude mit sich brachten. Tauche ein in meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse mit einer Vielzahl an Ironman Portugal Fotos.

Die zweite Disziplin mit der Ironman Portugal Radstrecke sollte ein Abschnitt voller Kontraste werden. Von den malerischen Küstenstraßen bis zu den historischen Wahrzeichen und den atemberaubenden Ausblicken auf den Ozean – dieser Abschnitt des Rennens versprach eine Vielzahl von Erfahrungen. Und solltest du weder die Langdistanz noch den 70.3 in Betracht ziehen, so ist Cascais dennoch eine Reise wert. Vielleicht sogar fürs Training mit dem Rad!

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Triathletin Nadin und Bloggerin von Eiswuerfelimschuh.de auf dem Zeitfahrrad mit Ale Cycling Tri Suit und X-Bionic Weste vor dem Atlantik auf Landstraße

Bereits der Wettkampfmorgen und die Schwimmstrecke des Ironman Portugals 2023 bot ein kleines Abenteuer für sich, das mir wirklich Freude machte. Wenn du mich jetzt fragen würdest, was das Highlight des Tages war, dann würde ich dir davon vorschwärmen! 

Ich habe den Abschnitt geliebt!

Obwohl einiges nicht so rund lief, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es eine wirkliche Freude. Und natürlich wünscht man sich als Athlet vermutlich immer die perfekten Bedingungen für vor allem solch lange Renntage. Aber gerade der Atlantik mit all seiner Rauheit sorgte für eine Herausforderung, die mir Spaß machte und bei der es gefühlt gut lief. Vergessen war schnell der im vorherigen Beitrag erwähnte Unmut, dass die Richtung auf der Schwimmstrecke einmal wirklich fernab der idealen Gerade war!

Mit meiner Schwimmleistung als solches war ich aber genauso zufrieden oder sogar mehr als das, wie mit dem Gefühl endlich mal wieder im Atlantik sein zu können. Und so prägten die Eindrücke der ersten Disziplin meine Vorfreude auf die weiteren Abschnitte, die mit dem langen Weg vom Schwimmausstieg bis zum Wechselbereich begannen. 

600m, komplett mit rotem Ironman Teppich ausgelegt, waren es bis zum Eingang des Hippodroms, wo meine Wechselbeutel und mein Fuji warteten. Als ich dort ankam gab es noch zahlreiche freie Bänke zum Umziehen zwischen den aufgehängten Beuteln. Ich schütte alles aus. Schritt für Schritt zog ich mich an. Alles funktionierte reibungslos. 

Wie auch in den vergangenen Jahren bevorzugte ich es, meinen TriSuit erst für die Radstrecke anzuziehen. Ich entschied mich gegen eine Jacke und griff intuitiv zu meiner Weste, was sich für mich auch als richtige Entscheidung herausstellte. Der letzte Schritt war das Befüllen der großen Rückentasche mit den Riegeln, die nicht in meine Tasche am Fuji passten.

Wenige Minuten später hing ich meinen Wechselbeutel mit den Schwimmsachen zurück und machte mich auf den Weg zu meinem schwarzen Flitzer. Ich fand das Fuji sofort und war nach einer Runde im Hippodrom bereit für den Aufstieg. Vom Wasserausstieg bis zum Beginn der Radstrecke vergingen gut 10 Minuten, was ich als ganz passabel einschätzen würde, bedenkt man, dass alle Athleten ingesamt einen ganzen Kilometer dabei zurückgelegt haben!

 

Die Ironman Portugal Radstrecke

Die 180 Kilometer lange Radstrecke des Ironman Portugal 2023 gehört zu den vielfältigsten Kursen, die ich je gefahren bin. Ich konnte es entsprechend nicht erwarten, endlich die Höhenzüge zu erkunden und mich auf den Weg nach Lissabon zu machen – immer am Atlantik entlang.

In der ersten Runde waren am meisten Athleten auf der Strecke. Denn knapp 1500 Langdistanz-Triathleten fuhren auf über 2100 70.3 Athleten auf. Zum Glück wurde das erst wirklich ein Thema, als wir Richtung Lissabon unterwegs waren. Dort hatten wir die technischeren Streckenabschnitte hinter uns gelassen und waren auf der Schnellstraße unterwegs, die mehrere Spuren und damit ausreichend Platz zum Überholen hatte. Bis dahin aber, lag der Großteil der zu fahrenden Höhenmeter vor uns!

Eine kurze ca. 5 Kilometer lange Passage führte uns durch Cascais hindurch. Kreisverkehre, Geschwindigkeits-Bumper und Kurven wechselten sich mit profilierten Straßenzügen ab. Anschließend wurde es nicht ruhiger, aber die Strecke veränderte sich maßgeblich! Denn auf den ersten 20km gab es alle markanten Anstiege. Es war der landschaftlich schönste Teil der Ironman Portugal Radstrecke. Vom Hippodrom aus fuhren wir einige Kilometer durch Cascais mit jeder Menge Kreisverkehre und noch mehr Bumper. Beides zusammen machte das Einrollen auf der bereits profilierten Strecke sehr unrhythmisch. Die ersten Anhöhen wurden bei der ersten kleinen Abfahrt mit einem wunderbaren Blick auf den Atlantik und den nördlichen Stränden von Cascais belohnt.

Kaum, dass diese beeindruckende Abfahrt zu Ende war, ging scharf nach links hinauf in die Berge. An Kilometer 6 begann der 5km lange Anstieg hinauf in der Berge von Sintra. Zu Haus auf der Rolle hatte mich dieser Abschnitt jedes Mal wieder unfassbar viele Nerven gekostet. Aber dort, wo an den Tagen zuvor beim Streckencheck des Ironman Portugals entweder unfassbarer Nebel herrschte oder es so stark regnete, dass man nichts sah, schien am Wettkampftag sogar einige Momente die Sonne. Und es fuhr sich deutlich angenehmer die Höhen hinauf, als ich es vorab abschätzen konnte. 

Die erste Runde sollte für mich ein Einblick in die Strecke und das Haushalten mit den Kräften sein. Das Problem meiner plötzlich stark verkrampften Wade seit dem Schwimmausstieg musste ich zudem unter Kontrolle bekommen. Was ich auf keinen Fall wollte, war ein im Gehen absolvierter Marathon! 

Egal wo man dort über die Berge hinweg schaut, es ist einfach eine wunderbare Umgebung, die man tatsächlich bestenfalls mit dem Rad erkundet. Ein kurzer Schreckmoment ereilte vermutlich alle Athleten, die auf dem Weg zum ersten und höchsten Anstieg waren. Dort lag auf der Seite der Abfahrt eine Athletin, die nach einem scheinbar üblen Sturz medizinisch versorgt wurde.

Von dort aus waren es nur wenige hundert Meter, bis wir den Gipfel das erste Mal erreichten. Eine schmale Wendemöglichkeit markierte den höchsten Punkt der Ironman Portugal Strecke. Trotz der großartigen Aussicht auf die Berge und den Atlantik in der Ferne, durfte man an dieser Stelle nicht träumen. Denn es folgte eine schnelle und wirklich schöne Abfahrt von ungefähr zwei Kilometern. 

Ironman Portugal 2023: Radstrecke

Anschließend ging es einige kleinere Anstiege hinauf mit zum Teil harten Rampen in Ortschaften und durch Wälder bis der zweithöchste Anstieg vor uns lag. In dieser unglaublichen Idylle konnte man die Anstrengung wirklich vergessen. Ich freute mich darauf, diesen Abschnitt noch einmal erleben zu können. Insbesondere die Gegend um Sintra war der Teil der zweiten Disziplin, der förmlich nach zwei Runden verlangte! 

Dort oben nach fast all den Höhenmetern, die diese Strecke zu präsentieren hatte, lagen gerade einmal 20 Kilometer hinter uns. Ich hatte dafür rund 50 Minuten benötigt. 

Die Strecke vom Rande des Sintra Gebirges zum Estoril Race Circuit über 3km hinweg war leicht abschüssig und verging entsprechend schnell. Allerdings machte der Formel-1-Abschnitt nur einen Bruchteil der Ironman Portugal Radstrecke aus. Dieser kurze, aber intensive Abschnitt bot uns Athleten die Möglichkeit, uns abgeschieden vom Rest der Strecke einfach treiben zu lassen. Der leicht profilierte Formel-1-Kurs von Estoril verlieh der Strecke zumindest für mich einen Abschnitt voller Spaß. Dort konnte ich auch endlich mein Wadenproblem für einige Augenblicke vergessen. Der glatte Asphalt rollte. Die Verpflegungsstation war übersichtlich. Die Helfer waren unglaublich gut zu erreichen, weil es so viel Platz gab.

Und natürlich hob sich auch die Ironman Portugal Radstrecke dadurch einfach von anderen Ironman-Veranstaltungen ab!

Von der Formel-1-Strecke bis hinab zum Atlantik durchquerten wir die kleinen Viertel von Estoril.

Obwohl es stetig bergab ging mit nur kürzeren Anstiegen zwischendrin, ließ sich der Abschnitt aufgrund der Kurven nicht so schnell fahren, wie ich erwartet habe. Die schmalen und zum Teil malerischen Straßen von Estoril führten uns zurück zur Atlantikküste. Dort kam endlich etwas Sommergefühl an dem ansonsten frischen Morgen auf.

Und wie passend! Denn Estoril, ein charmanter Küstenabschnitt, wird mit seinen hellen Sandstränden, eleganten Häusern entlang des Atlantiks und türkisfarbenem Wasser auch als portugiesische Riviera bezeichnet. Gelegen entlang der malerischen Küste, nur etwa 25 Minuten westlich von Lissabon, hat Estoril eine reiche Geschichte. So war dieser Badeort sogar Inspirationsquelle für den Schriftsteller Ian Fleming und seinen Charakter James Bond.

Ironman Portugal Cascais Radstrecke mit Atlantik im Hintergrund

Von Estoril aus ging es für uns Athleten im Linksverkehr bis nach Lissabon. Bis dorthin waren es aber noch einige Kilometer, die sich für mich aus gleich mehreren Gründen etwas zogen. Es lagen zwei Anhöhen und zwei Abfahrten in Kreisverkehren mit einer Hin- und Zurückstrecke vor uns. Dazwischen befand sich eine ziemlich verwüstete Wasserstation, an der ich wirklich vorsichtig heranfahren musste, weil der Müll über die gesamte Straße verteilt lag. Es half aber nichts, denn ich wollte bei meinem Plan bleiben, Bananen und Wasser an allen Stationen aufzunehmen.

Ironman Portugal Cascais Radstrecke

Wir Langdistanz-Athleten fuhren zudem langsam aber sicher auf die 70.3 Starter auf, was für ein immer dichter werdendes Feld sorgte. Irgendwo dort muss es auch gewesen sein, als der komplette Tross des Ironman mit Motorrädern für die erste Frau einschließlich allem, was es für die Live Übertragung brauchte, an uns vorbei fuhr. Nicht viel später freute ich mich wahnsinnig für Profi-Athletin Anne Reischmann, dass sie ganz vorn mit dabei war! Nachdem wir bei der Pressekonferenz miteinander sprachen, wusste ich, dass sie sich einen Traum erfüllen würde, wenn sie an diesem Tag den Slot für die 2024 Ironman World Championship erkämpfen kann.

Zwischendrin sorgten zwei Kampfrichter für Verwirrung, die bis zum Ende des Wettkampfes andauerten. Bis heute kann ich mir keinen Reim darauf machen, wie man eigentlich hätte fahren sollen. Teilweise gab es Links- und teilweise Rechtsverkehr. An bestimmten Punkten schoben uns die Kampfrichter lautstark pfeifend und mit Handzeichen auf die eine Seite und die nächste Kampfrichterin wieder auf die andere. Entsprechend verloren fühlte ich mich bei all den Überholvorgängen, weil ich jedes Mal wieder überlegen musste, wo auf der Strecke von Cascais nach Lissabon gefahren und wo überholt werden darf. Im Athleten Handbuch war alles beschrieben und ich glaubte es verstanden zu haben. Zum Glück war auf den breiten Straßen immer ausreichend Platz, um an Athleten vorbeizufahren. Selbst auf der ersten Runde mit den vielen 70.3 Startern, die sich hier und da stauten.

Je mehr wir Richtung Lissabon kamen, desto schlechter wurde der Asphalt. Ich war froh, dass ich mir auch diesen Teil der Strecke im Vorfeld angeschaut hatte. So kannte ich sowohl das Profil als auch die Straßenverhältnisse, obwohl dieser Abschnitt technisch sehr einfach zu fahren war. Es erinnerte mich ein wenig an die Chicago Triple Challenge und den Highway, auf dem man sich einfach treiben lassen kann.

Bereits einige Kilometer vor Lissabon sahen wir die über den Fluss Tejo führende Brücke Ponte 25 de Abril und die auf der anderen Uferseite thronende Santuário de Cristo Rei Statue. Diese ikonischen Wahrzeichen waren schon im Training Highlights. Die Brücke aus den Wolken heraus immer klarer werdend zu sehen, bedeutete dass der Wendepunkt nicht mehr fern war. An den Stränden hatte sich im Vergleich zu den Tagen zuvor der Wellengang etwas gelichtet, so dass an einigen Uferabschnitten Surfer ihr Glück mit dem Atlantik suchten.

Nach knapp 65km hatte ich das erste Mal die Brücke Ponte 25 de Abril unterfahren und war auf dem Rückweg. Die 25km von Lissabon nach Cascais waren abgesehen vom zunehmenden Wind großartig – immer links dicht an der Küste entlang. Jeder Blick von mir ging auf den Ozean. Diese zum Teil landschaftlich so schöne Kulisse des Atlantiks bot vermutlich nicht nur mir eine willkommene Abwechslung.

Zwar war dieser Abschnitt keine Herausforderung, wie wir sie in den Bergen direkt nach dem Start der Radstrecke des Ironman Portugals erlebt hatten. Die schiere Anzahl an Athleten jedoch, die einfach kein Ende nehmen und von Kilometer zu Kilometer zunahm, sorgte für mentale Herausforderungen. Hinzu kamen die vollkommen überlaufenen Wasserstationen, an denen so manche Trinkflasche und der Müll herum kullerte und flog. Sie waren echte Knotenpunkte auf den 180km! Auch bedingt durch den zuweilen starken Wind von schräg vorne vom Ozean erhöhte sich die Anstrengung nochmals.

Und auch wenn es nur knapp 90 Kilometer waren bis Cascais, war ich froh, als die erste Runde geschafft war! Die erste Runde endete mit einem kleinen, knackigen Anstieg, bevor es weiter Richtung Berge ging. So mitten in der Stadt nervte es mich genauso wie zu Haus auf der Rolle, wenn ich die virtuelle Strecke abfuhr. Aber die wirklichen Highlights der Strecke durften wir ja im Anschluss noch einmal erleben.

Ironman Portugal Cascais Radstrecke

Die zweite Runde der Radstrecke präsentierte sich deutlich leerer und ruhiger. Die bereits mehr als eine Stunde vor uns Altersklassen-Athleten gestarteten Profis waren uns weit voraus. Alle 70.3 Athleten verließen zudem nach einer Runde die Radstrecke des Ironman Portugals. Die Atmosphäre veränderte sich, und mit den verbleibenden Athleten wurde es geradezu ruhig auf der Strecke. Es gab Passagen, in denen ich ganz für mich war. Ansonsten war es wie bei meinen anderen Wettkämpfen auch. Spätestens in der zweiten Hälfe eines Rennens hat sich das Feld so entwickelt, dass mehr oder weniger immer die gleichen Athleten um einen herum kreiselten.

Was wirklich im Gedächtnis von dieser Radstrecke bleibt, sind neben den Highlights die unfassbar vielen Kreisverkehre und die noch größere Anzahl an Geschwindigkeits-Bumpern. Die meisten konnte man mit zügiger Geschwindigkeit hinter sich lassen. Aero Position war zumindest für mich bis nach Estoril nur abschnittsweise möglich. Auch etwas, was ich von zu Haus nicht einschätzen konnte und für was der Streckencheck wirklich gut war!

Vergessen werde ich zudem nicht die schöne Aussicht auf die Strände im Norden. Wie an den Tagen zuvor, lag Gischt in der Luft und ließ den Ausblick milchig erscheinen. Leider war bis dahin der blaue abschnittsweise blaue Himmel den Wolken gewichen. Während der Fahrt durch die Berge und an den ersten beiden Verpflegungsstationen regnete es hier und da. Bevor ich mir aber Sorgen um die Abfahrten bei Regen machen musste, hörte es schon wieder auf. Dieser Abschnitt verflog einfach viel zu schnell. Ich hätte so gern noch viel mehr von dieser Landschaft auf der Strecke gehabt!

Ironman Portugal Radstrecke

Spannend war aufgrund des Linksverkehrs in den Bergen, dass die Verpflegungsstation ebenfalls links positioniert waren. Aber es war nichts, was man nicht hinbekommt. Vor allem auf der zweiten Runde lief alles entspannter. Wobei ich auch wieder gut über die Berge bis nach Estoril kam und die Zeit dort oben trotz der Herausforderungen und Anstrengung genoss. Während der Anfahrt auf die Formel-1 Strecke wurde ich wirklich müde. Gar nicht so sehr muskulär, sondern vielmehr so, als müsste ich mich zu einer Pause kurz hinlegen.

In jedem Fall blieb das Problem der Verpflegungsstationen bestehen. Selbst Wasserflaschen wurden zuweilen zu Hindernissen. Die Helfer hatten alle Hände voll zu tun, um uns Athleten bestmöglich zu versorgen. So wie vermutlich eine Vielzahl der Athleten fuhr auch ich jede Verpflegungsstation an, um Wasser in meinem Trinksystem nachzufüllen. Da machte ich auch auf der Rennstrecke keine Ausnahme. Dort war dann der Punkt erreicht, dass ich mein Fuji kurz in die Hände von Helfern geben musste für einen Dixie Stopp. Eventuell war es zu viel Wasser und Iso, aber das kurze Beine vertreten half, um den Kopf aufzuwecken. 

Ich hatte noch ausreichend Riegel von 226 am Rad. Die mochte ich außerhalb des Wettkampfs ganz gern. Aber irgendwie waren sie mir im Wettkampf viel zu staubig, trocken und zu wenig süß. Mal abgesehen davon, dass ich bis dorthin den Geschmack von Bananen als Obst und dann noch in den Riegeln wirklich nicht mehr haben wollte.

Ich hatte mir sowohl für den Anfang als auch das Ende der Radstrecke in meine Tasche am Fuji ein Stückchen Ingwer gepackt. Das hatte ich bei dieser Langdistanz nun endlich nicht vergessen! Und es funktionierte genauso gut wie im Training. Irgendetwas ist doch immer mit dem Magen/Bauch und das beruhigte unterwegs. Mal davon abgesehen, dass die Schärfe auch den Kopf aufweckte. Später kaute ich ein weiteren Stück am Anfang der Laufstrecke. Außerdem soll Ingwer laut Dr. Feil, von dem ich mir immer mal wieder Tipps und Tricks aus seinen Büchern abschaue, einige Vorteile für die Muskulatur mit sich bringen. Aber das ist ein anderes Thema für einen weiteren Beitrag. Einige Kilometer später nahm ich eins meiner sparsam eingeplanten Gele, das dann auch noch einmal etwas Energie spendete.

Alles lief nach Plan.

Ironman Portugal Radstrecke

Jedoch muss ich auch zugeben, dass ich wirklich versuchte mit meinen Kräften zu haushalten und die Wade, die sich immer mal wieder meldete zu beruhigen. Und ja, vielleicht hinderte mich das auch daran, “die Radzeit meines Lebens zu fahren”. Das stand aber für diesen Ironman definitiv nicht auf dem Plan.

Es folgten in meinem Kopf noch zwei lange Abschnitte. Der Weg von Estoril bis nach Lissabon und wieder zurück nach Cascais. 70 Kilometer, ähnlich wie der Weg zu meiner Familie an jedem Sonntag mit meinem Fuji. Wind, Sonne, dicke Wolken im Wechsel. Kaum mehr Anstiege und die die verblieben sorgten dafür, dass der kurzzeitig gefundene Rhythmus in Aero Position schnell wieder verloren ging. 

In erster Linie waren es die zwei Abfahrten, die auf wirklich seltsame Weise die Strecke verlängerten. Als gäbe es keine schönere Lösung. Für mich wirkte es so, als hätte der Veranstalter eine rasche, pragmatische Variante den landschaftlich schöneren Möglichkeiten vorgezogen. Wirklich schade, denn 10 Kilometer hätte man sicher noch in den Bergen oder rund um Cascais zusammenstellen können.

Aber wie es auch sei – in der zweiten Runde kämpfte ich mit meinem Kopf und Körper. Beide hätten sich gern auf einen längeren Rhythmus eingestellt, nachdem die wortwörtlichen Höhen am Anfang dieser Strecke abermals Kraft kosteten. Also hangelte ich mich von Kreisverkehr und Abfahrt zu Kreisverkehr und Abfahrt. Zwischendrin rollte ich an dem für mich letzten Verpflegungspunkt vorbei.

Es ist ein gutes Gefühl auf so einem Rundkurs, immer zu wissen, dass ich diese und jene Stelle ein letztes Mal sehe.

Auch wenn mein Körper innerlich nach Cola oder Espresso schrie, unterstützte mich dieses letztmalige Vorbeifahren an bestimmten Stellen mental unglaublich, die nächsten Kilometer zu überbrücken. Immer wenn der Körper oder Kopf leer sind, versuche ich mich Meter für Meter vorzuarbeiten. Im Marathon natürlich noch einmal mehr. Aber die Radstrecke macht da keine Ausnahme. Vor allem der großartige Blick auf den Atlantik auf der Rückfahrt von Lissabon ließ das Gefühl des Schwimmens immer wieder in mir aufsteigen. Alle Surfer in den Wellen erinnerten mich daran, dass ich nach dieser Herausforderung Urlaub hatte. Jeder noch so zarte Sonnenstrahl gab mir das Gefühl, dass das erwartete Regenwetter weit entfernt war. Tatsächlich braute sich aber schon die vergangenen Stunden weit hinten am Horizont etwas Düsteres zusammen, das stetig näher kam. Richtung Cascais unterwegs wirkte es auf mich, als würde es einfach nur in der Ferne vorbei ziehen.

Wie ich mich doch täuschen sollte und wie schnell die Zeit von Lissabon zum Wechselbereich verging. Kaum, dass ich mich über die leicht dahin rollenden Abfahrten erfreute, die Abwechslung im zähen Treten gegen den Wind schenkten, erwartete mich der letzte Anstieg mitten in Cascais.

Nichts mit Beine am Ende der Radstrecke locker rollen!

In einem Bogen ging es am Stadtzentrum entlang, bis ich an der Kreuzung ankam, an der ich vor 90 Kilometern nicht abbog, um die zweite Runde anzugehen. Mein Gefühl täuschte mich auch hier. Ich war fest davon ausgegangen, dass ich die zweite Runde deutlich schneller absolvierte als die erste. Aber mitnichten! Ich war ganze 10 Minuten langsamer. Dabei fuhr ich die Berge kraftvoller hinauf und empfand die Anstrengung auch deutlich höher auf den vergangenen Kilometern von Lissabon. Aber vielleicht waren es die zum Teil windigen Verhältnisse, die mir irgendwo auf dem Rückweg ordentlich Zeit aufschlugen.

Von der letzten Kreuzung bis zum Ziel ließ ich es einige hundert Meter einfach rollen. Die Straße war recht schmal im Verhältnis zum Rest der Strecke. Ich sah schon von Weitem, wie sich Athleten an und vor der Dismount-Line stauten. Also an der Bodenmarkierung, wo wir Athleten vom Rad steigen müssen, um den Wechselbereich zu betreten.

Ich stieg von meinem Fuji mit einem erleichterten Gefühl. Dort nach 6:25h angekommen, fühlten sich wundersamer Weise die ersten Schritte nicht so furchtbar an, wie ich es erwartet hatte. Mein Wadenproblem war spürbar, machte aber erst einmal beim Laufen keine weiteren Probleme. Und in meiner Vorbereitung zu Haus hatte die virtuelle Strecke jedes Mal so unglaublich viel länger gedauert. Ich war mental auf sieben und mehr Stunden eingestellt. Vielleicht habe ich mir auch deshalb die Kräfte auf beiden Runden etwas sparsamer eingeteilt, als es tatsächlich von Nöten gewesen wäre. 

Da stand ich nun mit meinem Fuji in der Hand am Ende einer landschaftlich unglaublich schönen und vielfältigen aber auch herausfordernden Radstrecke.

Was die letzte Disziplin und die Laufstrecke für mich bereit hielt, kannst du im vierten Beitrag zum Ironman Portugal 2023 nachlesen.

Alle Teile unserer Ironman Portugal 2023 Beitragsreihe findest du hier:

Ironman Portugal 2023: Wettkampfmorgen & Schwimmstrecke

Ironman Portugal 2023: Startunterlagen, Wettkampfbesprechung & Bike Check-In

Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

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