Ironman Lanzarote – was wird mich erwarten?

Der Ironman Lanzarote ließ mich bereits in der Vorbereitung oft sprachlos werden. So kurz vor dem Wettkampf wirft er Fragen auf, erweckt Erwartungen und lässt eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität aufkommen. Als Triathletin stehe ich vor einer der härtesten Herausforderungen, und doch ist die Aussicht auf dieses Rennen zugleich aufregend und faszinierend.

In diesem Beitrag schildere ich einige meiner Gedanken und Emotionen, die mich während der Vorbereitung auf diese Langdistanz begleiten. Ich möchte einen Einblick in meine Reise zum Ironman Lanzarote geben und die Fragen erkunden, die mir im Vorfeld durch den Kopf gehen.

Seit Wochen fühle ich mich Morgen für Morgen wie in “Täglich grüßt das Murmeltier”. Bettdecke aufschlagen, in die Laufschuhe fallen. Bettdecke aufschlagen, ins Schwimmbecken rutschen. Bettdecke aufschlagen, aufs Fuji springen. In den vergangenen Tagen hat sich der Alltag dann so unfassbar aufgestaut, dass ich wirklich froh bin, mich endlich nur auf eine Sache fokussieren zu können mit dem Ironman Lanzarote! Was sonst noch die vergangenen Monate passierte, kannst du in meinem Beitrag zur Triathlon Saison 2024 nachlesen. Aber wenn ein im Fokus stand, dann war es definitiv das Radtraining.

Unter Triathleten wird gemunkelt, dass der Ironman Lanzarote eine der härtesten Triathlon Langdistanzen ist. Das stelle ich mit Wettkämpfen wie dem Norseman oder ähnlichen Rennen mal in Frage. Aber unanstrengend wird es garantiert nicht und dieser Wettkampf ist definitiv einer der härtesten im Ironman Franchise. 

Langsam dämmert es mir auch. Das, was ich sonst als längsten Tag meiner Triathlon Saison beschreibe mit dem Tag der Langdistanz, wird auf dieser Insel mit Sicherheit eine Herausforderung, die ganz neue Maßstäbe setzt.

Obwohl der Wettkampf keine wohl überlegte Entscheidung war, werde ich nicht erst nächste Woche knallhart aufwachen. Auf der Insel anzukommen heißt erst einmal erneut mit den Gegebenheiten in der Realität vertraut machen. Mein letzter Besuch liegt Jahre zurück.

Das Training auf dieser brettharten Radstrecke auf der Rolle zu Hause war für mich nur in Einzelabschnitten möglich. Das eine Mal vor Ort zum Training vor einigen Jahren bin ich nie die Anhöhen gefahren. Auch weil ich damals noch nicht auf der Langdistanz aktiv war. Ich weiß also so halb, was mich erwartet. Und meine größte Angst ist tatsächlich, dass ich entweder die Cut-Off Zeit nicht schaffen könnte oder unterwegs so erschöpft bin, dass ich wortwörtlich nicht über den Berg komme.

Das Gute an der Radstrecke ist, dass man jeden Abschnitt bis auf ein paar Hin- und Zurückpassagen nur ein einziges Mal absolvieren muss! Einmal über den Berg, immer über den Berg.

Wobei ich damit zu Herausforderung Nummer 2 komme – Abfahrten fahren. Ein weiterer Punkt, der mir Respekt einflößt. Entsprechend werde ich mir vorab natürlich die anspruchsvollsten Teile der Radstrecke (noch einmal) genau anschauen.

Worauf ich mich wirklich freue ist die Landschaft. Vor allem auch auf dieser außergewöhnlichen Radstrecke, die meine Erlebnisse in den Schweizer Bergen und in Kanada vermutlich in den Schatten stellen wird! Ich sage es nicht zum ersten Mal, dass ich die Kanaren liebe. Vor allem die Inseln Fuerteventura und Lanzarote mit der ursprünglichen Atmosphäre. Manche sagen, dass Lanzarote das europäische Hawaii ist. Soweit würde ich nicht gehen. Dennoch hat diese Insel ihren ganz eigenen und zum Teil sonderbaren Charakter der rauen Natur.

Und Teil dieser kargen Natur darf ich schon am Morgen werden. Du weißt vielleicht, dass es das Größte für mich ist, wenn das Schwimmen im Ozean stattfindet. Definitiv der Teil, der mir während des Ironman Portugal auch am meisten Spaß machte, abgesehen von der Formel-1-Strecke. Mit einem zwei Mal zu absolvierenden 1,9km langen Rundkurs mit Strandgang zwischendrin (australischen Ausstieg genannt) beginnt der Ironman Lanzarote noch vor Sonnenaufgang in Puerto del Carmen.

Dort direkt am Strand gelegen befindet sich sowohl der Wechselbereich als auch das später zu erreichende Ziel. Dazwischen liegen der bereits von mir viel besprochene Radabschnitt und nicht zu vergessen der abschließende Marathon. Das ist vermutlich auch das, was ich am meisten nachtrauere in all meiner Vorbereitung.

Das Laufen musste immer wieder zurückstecken. Nach all den Jahren, in denen immer wieder im Training und im Wettkampf einiges schiefging oder improvisiert werden musste, wünsche ich mir eigentlich mal einen Marathon wie damals in der Schweiz, in Frankfurt oder auch in Arizona. Ein Lauf, der sich, wenn nicht angenehm, doch gut anfühlt. Und dass ich das, was mir am meisten Spaß macht im Alltag mit in den Wettkampf nehmen kann. Einfach laufen um des Laufens willen.

Vermutlich wird nach diesem Radabschnitt jeder Athlet einfach froh sein, wenn man irgendwie ins Laufen findet. Es geht dann immer an der Küste entlang mit einigen kleinen Auf- und Ab-Passagen. Erkunde ich dann vor dem Ironman sicher etwas zu Fuß oder auch mit dem Rad. 

Das führt mich zu den Triathleten, die an der Startlinie stehen. Nach allem, was ich in meinem mittelprächtigen Training erlebt habe, muss ich sagen, dass sie doch alle verrückt sind. Und natürlich vollends meinen Respekt verdient haben!

Abseits davon wird es ein überschaubares Rennen. Was es nicht weniger aufregend macht. Aber mit nur gut 1.000 Athleten, unter ihnen lediglich knapp 100 Frauen, ist es definitiv die Langdistanz für mich mit der geringsten Starterzahl. Ich kann es mir noch gar nicht so recht vorstellen, wie das auf der Radstrecke mit nur einer Runde werden wird. Das ist aber nur ein kleines Fragezeichen zwischen all den riesigen, die sich für mich im Zusammenhang mit meinem Start beim Ironman Lanzarote stellen. Es ist das Rennen für mich, dem ich mit am meisten Spannung begegne. Erwartungen möchte ich mir gar nicht setzen, sondern schauen, wie sich der Wahnsinn dann im Moment anfühlt. Und vor allem das irgendwie versuchen zu genießen, was diese Insel und und diesen Ironman Lanzarote so einzigartig macht – die Radstrecke.

Und wie sagt meine Familie dazu: peile das späte, aber sichere Ziel an.

Alle hier gezeigten Fotos wurden wie immer von Oliver Eule aufgenommen. Die Rechte an diesen Fotos liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung der Fotos ist in Absprache mit uns gerne möglich. Bei Interesse schreibt uns bitte eine E-Mail, um Details der Nutzung auf Social Media, Webseiten oder Printmedien zu klären.

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